Topiory, Gemeinde Ismaning, BUGA 2005

Topiory, Gemeinde Ismaning, BUGA 2005
Matt Mullican, New York
In Zusammenarbeit mit der Werkstatt Kollerschlag und der Gemeinde Ismaning

Mullicans Werk führt beginnend mit den 70er Jahren vom Thema Körper und Umwelt und der Sensibilisierung der Wahrnehmung sehr bald zu einer medial vermittelten Erfahrung von Zeichen und Symbolen. Die konzentrierte Aussage von alltäglichen Piktogrammen, Fahnen, Schildern und Diagrammen wird zum zentralen Inhalt seiner künstlerischen Recherche über geometrische und figürliche Schemata, die Codes von verbalen oder nonverbalen Botschaften sind. Manisches Sammeln, Transformieren, Ordnen und Anordnen von gefundenen und erfundenen Bildern ist sein Weg zur Aneignung einer labyrinthischen Welt, an der herkömmliche Erklärungs- und Verständigungsmuster zusehends scheitern und die völlig neuartigen Kommunikationsproblemen gegenübersteht.

Mullicans aus der Analyse der Zeichensysteme entwickeltes, höchst komplexes persönliches Sprachsystem dringt folgerichtig auch in räumliche Dimensionen vor, indem er zunächst seine erfundenen Signets mit der Realität des öffentlichen Raumes konfrontiert.
In seinem seit Jahren verfolgten City Project thematisiert er speziell den urbanen Raum in Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Videos virtueller Städte und Räume. Bei seinen Idealplänen für Städte von der Antike bis zur Gegenwart handelt es sich um einfachste schematische Entwürfe mit Symbolgehalt, deren Wirkung auf ihrer Vieldeutigkeit bzw. auf dem Geheimnis ihrer verschlüsselten Botschaft beruht. Mullican spricht in diesem Zusammenhang von "Kosmologie", "Universum" und "Sinnbild" - den alten Begriffen der Welterklärung. Offensichtlich ist es deren Verlust, der den Künstler veranlasst, utopische Ideale zu kreieren, die zwischen allen Zeiten angesiedelt sind und sich an unser kollektives Unbewusstes wenden.
Die fünfteilige Arbeit für Graz ist, wie alle Einzelwerke Mullicans, als Teil eines gewaltigen Bilderbogens zu verstehen, in dem er seine Weltordnung - gegliedert in die Bereiche der Elemente, der Dinge, der Kreativität und Kunst, der Symbole und Begriffe sowie geistigen Kräfte - zur Darstellung bringt. Sie gehört formal zu einem bestimmten, oft verwendeten Werktypus von Archivboxen, Setzkästen oder Stellageelementen, in denen er ein Thema ordnet, entwickelt, variiert. Inhaltlich ist sie wohl am ehesten dem City Project zuzuordnen. Mullicans Boxen können sowohl als Modelle für Stadtentwicklungen einer frühen Hochkultur als auch als Varianten eines industriellen Komplexes gelesen werden.

Text: Edelbert Köb, Museum Moderne Kunst, Wien

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